Caros Fuffie
Als sie zum ersten Mal die T3 von Charly sah, wusste sie, welche
Farbe der Roller haben sollte, den sie einmal fahren würde, wenn das je
der Fall sein sollte. Und der wurde es. Früher als sie dachte.
Denn in meinem Sommerurlaub '99 fuhr ich nach München zum Rollerladen
, um mal zu sehen, was der hat. Eigentlich suchte ich ja eine 'Lampe unten',
möglichst die mit der offenen Backe. Baujahr '47 oder so. Gab aber nur
eine mit geschlossener Backe. Aber die sah ziemlich übel aus (was mich
nicht gestört hätte), und vergeben war sie auch schon. Und zwei VL3.
Die eine sah noch ganz gut aus und hatte Zündfunken. Also habe ich halt
die genommen. Aber da war das Auto
meiner Eltern (Escort Limousine) noch nicht voll, und da ich immer ökonomisch
denke, habe ich mich gefragt, was ich noch mitnehmen könnte.
Was ich für Ersatzteile brauchen würde, wusste ich noch nicht, also
doch was anderes. Zum Beispiel einen Fuffie, der würde genau passen. Also
geschaut, was so rumsteht, den besten ausgesucht und eingepackt. Hat
auf den Millimeter gepasst. So war auch ich zufrieden.Nicht zu vergessen
meine Worte: "Deinen Roller darfst Du ganz alleine restaurieren. Ich helfe
nix. Nur fragen darfst Du mich." Habe ich auch fast durchgehalten. Nur
ein paarmal bin ich der Versuchung erlegen. Wer selbst gerne bastelt weiß,
was ich meine.
Aber dazu später mehr.
Daheim wurde das ganze Ding dann erstmal auseinandergenommen. Beim genaueren
Hinschauen wurden dann auch die Macken klar: mit KUPFER-Nieten angenietete Verstärkungen
unter dem verrosteten Trittblech und in der Backe. Das musste natürlich
geschweißt werden. Nach dem Sandstrahlen ging's dann ans Spachteln. So
fröhlich sie die letzte Zeit gewerkelt hatte, nach zwei, drei Tagen Spachteln
und Schleifen kommt dann doch irgendwann das Murren. Aber mein Brüderchen
erbarmte sich und so wurde auch das geschafft. Das Zerlegen, Reinigen und Wiederzusammenbauen
des Motors war (abgesehen davon, dass ich, der ich als alter PX-Bastler einen
leicht zu zerlegenden Motor gewohnt bin, das Gehäuse mit dem Gummihammer
zertrümmert habe - konnte allerdings von einem Bekannten wieder geschweißt
werden) dagegen richtig angenehm. Da musste ich kaum helfen - von oben beschriebenem
Fall abgesehen. Das Lackieren war dann wieder
meine Sache. Die Farbe, die Caro noch mit mir ausgesucht hatte, gefiel ihr ganz
plötzlich nicht mehr, als sie auf dem Roller war und in der Sonne glänzte.
Also noch mal los, Farbe kaufen. Diesmal aber richtig geschaut, denn nochmal
hatte ich keine Lust auf die Drecksarbeit. Auch wenn man auf den Bildern keinen
großen Unterschied sieht, die Arbeit hat sich gelohnt. Der poppig-bordeauxvioletten
Fuffie wurde dadurch zu einem edlen bordeauxroten Gefährt. Das Lachen entschädigt
für jede Mühe!
Noch schnell (oder so) den Kabelbaum überarbeitet und dann
wieder zusammen-gebastelt. In vier Wochen zwei Oldies restauriert. Ist das keine
Leistung, oder was?
Und dabei auch noch was mitgenommen für's Leben: Sie weiß jetzt so
ungefähr, was mir beim Zauberwort 'Vespa' durch den Kopf geht, und ich,
dass sie doch gar nicht so ungeschickt ist.